Eineiiger Zwilling. Frühgeburt. Herz-Kreislauf-Schwäche. Unterschenkel-Amputation. Was Elena Kratter als Baby durchlebt, hätte der Beginn eines Lebens voller Schmerzen und Leiden sein können. Doch Elena will nicht anders sein als die anderen, geht mit ihren Geschwistern auf die Skipiste, obwohl Skifahren am Anfang nicht funktioniert. Mit elf Jahren darf sie in einen Skikurs für Prothesentragende– und entdeckt ihre Leidenschaft und ihren Ehrgeiz. Sie tritt in den Skiclub ein und trainiert so lange, bis sie ihre Geschwister einholen kann. Ihr Talent wird früh gefördert – auch von der Sporthilfe. Schon bald nimmt sie an Schweizer Meisterschaften und Europacups teil. Im Dezember 2017 gibt sie ihr Weltcup-Debüt, und 2019 sorgt sie für eine Sensation: Als ihr amputiertes Bein die hohe Belastung nicht mehr aushält, nimmt Elena die Prothese ab und bestreitet die Para-Ski-WM auf einem Bein! Ein Wechsel zur Leichtathletik scheint vernünftig. Nach dem Motto «Sommersportler*innen werden im Winter gemacht» trainiert die Athletin seit 2019 für ihr grosses Ziel: Tokio 2020! Sie trainiert sechs Mal pro Woche – im Kraftraum in Bern und Lauftechnik mit dem Trainer in Winterthur und Zürich. Dazu besucht die 24-jährige Athletin die Schule in Sargans, um die Matura nachzuholen und Biomechanik zu studieren. Sie möchte ihr praktisches Wissen bei der Weiterentwicklung von Prothesen einbringen – und tut dies bereits: Die ehrgeizige Athletin arbeitet als Orthopädietechnikerin in Bern. Sie stellt dort ihre eigenen Prothesen her, repariert sie oder schraubt in der Werkstatt daran herum, wenn der Stumpf nach ihrem Krafttraining an Umfang zunimmt.
